„Amoris laetitia“ – Freu dich an der Liebe! (Predigt 3. Sonntag der Osterzeit)

Herzl - LimmerMeine Lieben,

von einer „Revolution auf leisen Sohlen“ sprachen viele Kommentatoren in der aktuellen Wochenendausgabe der Zeitungen. Die Rede ist dabei vom Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia – Über die Liebe in der Familie“, das am vergangenen Freitag veröffentlicht wurde. Papst Franziskus fasst darin die Ergebnisse der großen zweiteiligen Familiensynode zusammen, für die ja auch die Gläubigen weltweit zweimal in Umfragen um ihre Meinung gebeten wurden. Die sogenannten „Progressiven“ in der Kirche haben dieses Papier zu den Themen „Ehe, Familie und Sexualität“ ebenso gespannt erwartet, wie die sogenannten „Konservativen“, die oft die bisherige Ehe- und Morallehre der Kirche in Gefahr sahen. Egal zu welcher Seite man sich hier selber möglicherweise gezählt hat, es wurden wohl alle von Papst Franziskus überrasch – angenehm überrascht.

„Amoris laetitia“ zeigt, wie Franziskus den Auftrag des heutigen Evangeliums „Weide meine Lämmer… Weide meine Schafe…“ ganz neu, ganz menschennah und ohne den sprichwörtlich erhobenen Zeigefinger mit seiner Kirche leben will. Schon am Beginn mag er manche enttäuschen, wenn er betont, dass es ihm nicht um kirchenjuristische Dimensionen geht. Franziskus wirbt um Verständnis dafür, „… dass man von der Synode oder von diesem Schreiben keine neue, auf alle Fälle anzuwendende generelle gesetzliche Regelung … erwarten durfte“. Und weiter: „Es ist nur möglich, eine neue Ermutigung auszudrücken zu einer verantwortungsvollen persönlichen und pastoralen Unterscheidung der je spezifischen Fälle.“ Das legt er den Eheleuten ebenso nahe, wie allen, die in der Seelsorge arbeiten und allen, die sich für die Kirche engagieren.

Die gerade in Deutschland und Österreich klar angesprochene Frage nach dem Kommunionempfang wiederverheiratet Geschiedener greift Franziskus nicht explizit auf, eröffnet aber in seinem Schreiben Spielräume für die Bischofskonferenzen und Seelsorger vor Ort. Das nimmt viele Spannungen heraus, wenn man bei manchen Fragen in den verschiedenen Kontinenten der Welt oft fast gegensätzlicher Meinung ist. Zu denen, die hier Gefahr für die fundamentale Lehre der Kirche wittern, schreibt Franziskus: „Ich verstehe diejenigen, die eine unerbittliche Pastoral vorziehen, die keinen Anlass zu irgendeiner Verwirrung gibt.“ Er aber glaube fest, dass Jesus etwas anderes wolle: eine Kirche, die sich als Mutter nicht vor dem Schmutz ihrer Kinder fürchtet und das Gute auch noch inmitten von Schwachheit und Straucheln sucht.

Vor allem aber ist das päpstliche Schreiben eine wunderbare Einladung an die Menschen von heute, die „Freue der Liebe“ zu leben. Dabei betont der Papst in diesem Schreiben die erotische Dimension ebenso, wie die tiefe Spiritualität, die aus diesem Miteinander zweier Menschen erwachsen kann. „Darum empfehle ich nicht, es hastig ganz durchzulesen“, so legt es uns Papst Franziskus ans Herz. Alle, die es lesen möchten, finden auf unserer Homepage im Anschluss an diesen Predigttext einige Links zum Gesamttext, zu Zusammenfassungen und Kommentaren.

Einige ausgewählte Zitate sollen die Neugier auf dieses wunderbare Schreiben wecken. So schreibt Franziskus:

  • „Jesus legt uns ein anspruchsvolles Ideal vor, zugleich aber hat er niemals die mitfühlende Nähe zu den Schwachen, wie der Samariterin oder der Ehebrecherin verloren.“
  • „Wir können einander nicht versprechen, das ganze Leben hindurch die gleichen Gefühle zu haben. Stattdessen können wir aber sehr wohl ein festes gemeinsames Vorhaben teilen … und immer reicher Vertrautheit erleben.“
  • „Den geweihten Amtsträgern fehlt es gewöhnlich an einer geeigneten Ausbildung, um mit den vielschichtigen aktuellen Problemen der Familien umzugehen.“
  • „Die Scheidung ist ein Übel, und es ist sehr beunruhigend, dass die Zahl der Scheidungen zunimmt. Die wichtigste pastorale Aufgabe in Bezug auf die Familien besteht darum darin, die Liebe zu stärken.“
  • „Getaufte, die geschieden und zivil wiederverheiratet sind, müssen auf die verschiedenen möglichen Weisen stärker in die Gemeinschaft integriert werden. Ihre Teilnahme kann in verschiedenen kirchlichen Diensten zum Ausdruck kommen. Sie sollen sich nicht nur als nicht exkommuniziert fühlen, sondern können als lebendige Glieder der Kirche leben.“
  • „Ich lade die Hirten ein, liebevoll und gelassen zuzuhören, mit dem aufrichtigen Wunsch, mitten in das Drama der Menschen einzutreten und ihren Gesichtspunkt zu verstehen, um ihnen zu helfen, besser zu leben und ihren eigenen Ort in der Kirche zu erkennen.“
  • „Wir dürfen also die erotische Dimension der Liebe keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last verstehen…, sondern müssen sie als Geschenk Gottes betrachten.“

 

Meine Lieben,

ich lade sie ein, dieses Dokument des Papstes zur Hand zu nehmen und zu lesen. Franziskus selber lädt damit ja Sie alle, vor allem auch die jungen Menschen hier in unserer Kirche, ein „Amoris laetitia“, die „Freude der Liebe“, zu leben.

Amen.

(Text: Witti/Bild: Limmer)

„Amoris laetitia – Über die Liebe in der Familie“: Das komplette Dokument in deutscher Sprache finden sie auf der Homepage des Vatikans hier.

„Die Liebe im Mittelpunkt“: Eine Übersicht über die wichtigsten Inhalte des päpstlichen Schreibens „Amoris laetitia“ finden sie hier.

„Barmherzigkeit über alles“: Einen Kommentar von Vatikanexperten Ludwig Ring-Eifel finden sie hier.

„Ein wirkliches Geschenk“: Eine erste Einschätzung der Synodenteilnehmer Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof Heiner Koch und Bischof Franz-Josef Bode finden sie hier.

„Ermutigung und Begleitung statt strikter Verbote“: Ein Interview mit dem Mainzer Moraltheologen Stephan Goertz finden sie hier.

„Äußerst beeindruckend“: Stellungnahmen der deutschen Bischöfe finden sie hier.

„Weder Freifahrtschein noch totales Verbot“: Eine Stellungnahme des Synodenteilnehmers Erzbischof Heiner Koch finden sie hier.

 

 

 

 

 

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