Was macht der „Nafri“ an der Krippe? – Eine Dreikönigspredigt 2017

Meine Lieben,

es war ein junger Nordafrikaner. Man weiß ja, wie die sind: hemmungslos, potentiell gewalttätig, absolut triebgesteuert… Ein „Nafri“ eben, wie man sie neuerdings nennt. Das Wort mag rassistisch sein, aber wenn sogar ein bayerischer Bundesminister Schutz vor diesen „Nafris“ fordert, dann gehört es denen nicht anders. Gesindel ist das, das nicht hierher gehört. Genauso ein junger Nordafrikaner, so ein „Nafri“, steht nach altem christlichen Brauch seit heute an der Krippe.

Direkt neben ihn findet man einen Araber mittleren Alters, der nach dem gleichen alten Brauch den asiatischen Kontinent repräsentiert. Vom Aussehen her könnte es schon auf den alten Bildnissen christlicher Kunst ein Syrer oder Afghane sein. Einer, der sich auf den Weg gemacht hat, hierher zu uns. Sein buschiger Bart lässt ihn fast wie einer dieser Extremisten aussehen. Mit denen muss man doch jetzt schon überall rechnen. Die sind doch alle durch die Bank so. Die gehören alle abgeschoben. Was stören uns die Bomben in den Herkunftsländern, so lange unser Land an all den Kriegen gut verdient. Der gehört weg. Aber seit heute steht er hier an der Krippe.

Daneben findet sich nun noch ein dritter. Gut, den können wir hier lassen. Es ist ein Europäer. Ein alter Mann, ein Träumer, ein Spinner, der sich auf den Weg gemacht hat. Er träumt von einem Kind, mit dessen Geburt diese Welt besser und menschlicher werden soll. Das ist doch auch nur einer von diesen idiotischen „Gutmenschen“. Der soll das Maul halten. Diese Spinnereien sind gefährlich für unser Abendland. – Oder hieß es nicht irgendwann einmal sogar „christliches Abendland“? Der Spinner gehört weg. Aber auch er steht seit heute an der Krippe.

Sobald die drei dann den Mund aufmachen, wird es richtig gefährlich: Denen, die nur noch im Stall Platz fanden, reden sie etwas von Verfolgung ein. Überall würde es ihnen besser gehen als hier, in ihrer Vaterstadt, wo man das neugeborene Kind mit dem Tod bedrohen würde. Josef glaubt ihnen. Er packt rasch alles zusammen, flieht Hals über Kopf und hofft, in Ägypten Asyl zu finden. Mit welchem Recht tut er das eigentlich? Als er mit den seinen floh, war Bethlehem noch sicher, war noch kein einziges Kind ermordet. Stammen er und seine Sippe damit nicht aus einem „sicheren Herkunftsland“? Der „Nafri“, der bärtige Araber, der alte Europäer, sie wurden wohl damals nicht verstanden und ich fürchte, sie finden auch heute wenig Verständnis, ganz egal wie viel Brauchtum nach wie vor in der Rauhnacht und auf Dreikönig noch gelebt wird. Die traditionellen Dreikönigstreffen der hohen Politik lassen das alles nur noch wie ein bisschen nette christliche Folklore erscheinen.

Meine Lieben,

was feiern wir heute? Was feiern wir – gemeinsam mit den christlichen Kirchen des Ostens, für die heute das Weihnachtsfest gekommen ist – wenn diese drei Gestalten nun vor dem Kind in der Krippe stehen? Eigentlich ist mir gar nicht so sehr zum Feiern zumute. Viel lieber möchte ich es machen, wie jene drei: Ich möchte still verweilen, schweigend niederknien, innig anbeten, damit auch ich den Glauben an eine bessere Welt, den Glauben an den, der diese Welt und diese Menschheit zu Guten führen will, nicht verliere. Wenn es mir damit ernst ist, muss ich es dann aber auch im Weiteren so machen, wie jene drei. Ich muss dann auch wieder aufstehen, wieder ins Leben hineingehen und den Mut haben, diesem Traum vom Reich Gottes mitten unter den Menschen auch liebevolle und barmherzige Taten folgen lassen. Ein modernes Weihnachtslied von Hildegard Wohlgemuth lädt mich ein, es den Dreien gleichzutun. Darin heißt es:

Wer nach Betlehem

fliegen will

in den Stall

und wer meint

dort ist auf jeden Fall

der Frieden billiger zu kriegen

der sollte woanders hinfliegen

 

Wer nach Betlehem

reisen will

zu dem Sohn

und wer glaubt

dort ist die Endstation

mit Vollpension für die Seelen

der sollte was anderes wählen

 

Wer nach Betlehem

gehen will

zu dem Kind

und wer weiß

dass dort der Weg beginnt

ein jedes Kind nur zu lieben

der könnte es heute schon üben

Amen.

(Text/Bild: Witti)

Lesen Sie auch

GUTE HIRTEN DAMALS UND HEUTE – Einladung zum 4. Sonntag der Osterzeit 2024 (B)

Das Bild vom „guten Hirten“ ist schwierig: Einerseits wirkt es oft etwas kitschig und weltfremd, …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert