Pfarrbrief

2 An die Ränder gehen… Diakon Günther Jäger in den Flüchtlingslagern auf Lesbos „Ich muss an die Ränder gehen, dorthin, wo es weh tut, so, wie Papst Franziskus es gesagt hat. Dieses Wort des Papstes habe ihn lange schon nicht mehr losgelassen, meinte Günther Jäger bei seinem vorerst letzten Gottesdienst im Pfarrver- band in Heiligkreuz. Mit einem Segensgebet hat Pfarrer Michael Witti Kraft für ihn erbeten, auf die- sem schweren Weg. Zehn Wochen lang will er im Elend der Flüchtlingslager auf Lesbos, bei den Ver- gessenen Europas, helfen und ein wenig Mensch- lichkeit spürbar machen. Hier ein paar erste Eindrü- cke, die er in kurzen Nachrichten immer wieder schickt… 30. Mai (23:33): Ankunft in Mitilini auf Lesbos und erstes Treffen mit interessanten Personen, die hier mitarbeiten, bzw. sich über die Zustände informieren, u.a. Dr. Steffi Krisper, Abgeordnete im österreichischen Nationalrat. Ich wurde herzlich auf- genommen mit allem Respekt und Freude. 31. Mai (19:20): Afghanische Familie mit zwei Töchtern, die mir heute vorgestellt wurde… Sie wurde von der NGO…, bei der ich hier mitarbeite, vor ein paar Monaten aus dem Camp geholt und in Mitilini in einer kleinen Wohnung untergebracht. Die Miete für ein Jahr hat unsere NGO vorausbezahlt. Die Frau ist psychisch stark an- geschlagen, die Kinder sind krank… Wir haben heute ein Verpflegungspaket zu- sammengestellt, das ich ihnen gebracht habe…“ Zwischen zwei Sonntagsgottesdiensten hat Pfarrer Michael Witti mit Günther Jäger telefoniert. Er erzählte, er sei jetzt im Gefängnis. Er brachte dort Nahrungspakete für Abschiebehäftlinge hin. Wenn diese Menschen nicht von privaten Helfern ver- sorgt werden würden, müssten sie von ihren Bewachern Essen kaufen, von den 3- €, die sie täglich dafür bekommen… In einem Video steht Günther Jä- ger vor einer Müllhalde aus ka- putten Schwimmwesten und Booten. Es ist eine Müllhalde der Hoffnung mit den Resten der Flucht. Viele haben überlebt, viele ihr kalten Grab im Mittel- meer gefunden… Die Organisation, bei der Günther Jäger, vermittelt über den Innsbrucker Bischof Hermann Gletter, mitarbeitet, hat aktuell noch keine anerkannte Gemeinnützigkeit. So können über die Pfarrei dorthin noch keine Spenden weitergeleitet werden. Es ist aber wichtig, Bewusstsein zu schaffen, gerade auch jetzt, vor der nächsten Bun- destagswahl. Man kann auch über die Caritas oder andere Organisationen, die schon anerkannt sind, dort helfen. Günther bittet vor allem um unser Gebet und dass wir diese Menschen dort nicht vergessen…

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