Vespergebet – Kleine Auszeit an jedem Sonntag

Die Vesper, das liturgische Abendgebet, wird seit dem ersten Advent jeden Sonntag um 17.30 Uhr für alle, die eine spirituelle Auszeit suchen, in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Feichten angeboten. In der katholischen Kirche ist dieses Gebet, neben weiteren Stundengebeten, für Priester, Diakone, Ordensleute und Eremiten verpflichtend, für Laien empfohlen.

Im Pfarrverband Feichten wurden feierliche Vespern bisher nur zu Ostern, Weihnachten und Pfingsten für alle Gläubigen angeboten. Hieraus entstand die Idee, eine gemeinsame Gebetszeit für alle anzubieten. Seit dem Start des Angebotes versammeln sich jeden Sonntag, zehn bis zwanzig Gläubige, um den Tag gemeinsam zu beschließen, berichtet Pfarrer Michael Witti. Der Ortsgeistliche lädt die Gläubigen aus dem Pfarrverband und der Umgebung ein, sich auf diese ursprüngliche Form des gemeinsamen Gebetes einzulassen.

Woher kommt der Ritus der Vesper? „Betet ohne Unterlass“, so schreib es Paulus an die Gemeinde von Thessaloniki. Wie schon das Judentum kennen auch die Christen das Gebet als etwas, das den Menschen über den Tag über begleitet. Priester, Diakone und Ordensleute unterbrechen bis zu siebenmal täglich ihr Tun zum Stundengebet. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil soll auch die Gemeinde daran wieder teilnehmen. So war es schon in der frühen Kirche. Dort wurde das Herrenmahl, also die Eucharistie, nur am Sonntag gefeiert. An den übrigen Tagen hat sich die Gemeinde zu verschiedenen Zeiten zum Gebet versammelt: Mit der Laudes, dem Morgengebet, startet man in den Tag. Drei kleine Gebetszeiten zur dritten, sechsten und neunen Stunde gliedern diesen Tag dann. An geeigneter Stelle folgt die Lesehore zur Schriftbetrachtung. Den Arbeitstag beschließt die Vesper als dankendes Abendgebet und zur Nachtruhe begleitet dann die Komplet, die eine vertrauensvolle Empfehlung in den Schutz Gottes beinhaltet. Realistisch betrachtet, wäre es für die meisten Laien nicht machbar, Tag für Tag das volle Stundengebet mit zu vollziehen, wie es den Geweihten aufgetragen ist. Doch einmal in der Woche sich eine halbe Stunde Zeit nehmen, sollte für viele möglich sein, so Witti.

Wer sich die Texte, die sich im Laufe der Wochen wiederholen, im Brevier, dem kleinen Stundenbuch, betrachtet, entdeckt kein sentimentales Wort, keinen frommen Überschwang, sondern vielmehr wie groß und tröstlich es sein kann in Gemeinschaft zu beten. Die Vesper besteht aus Eröffnung, Hymnus (ein Lied mit freudigem Klima), Psalmen, neutestamentlicher Kurzlesung, Responsorium (besinnliche Antwort), Magnificat (Lobgesang Marias), Fürbitten, Vater unser, Tagesgebet und endet mit dem Segen.

(Text/Bild: Limmer)

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