zur Geschichte der Pfarrei Feichten

Die altehrwürdige Wallfahrt zu “Unserer lieben Frau von Feichten”

Feichten Gnadenbild

Die Anfänge liegen im Dunkeln, doch bis heute will die Gründungslegende zeigen, welch besonderer Ort die altehrwürdige Wallfahrtskirche „Zu unserer lieben Frau in Feichten“ ist.

So heißt es, dass man ursprünglich auf dem „Mankhamer Feld“, näher an der Alz, den Bauplatz für eine Kirche bereitet habe. Doch immer wieder hätten Engel des Nachts das Baumaterial an die heutige Stelle verbracht. Dort sei in einer Fichte – von der sich der Ortsname „Feichten“ ableitet – ein steinernes Marienbild gefunden worden, das später in die dort errichtete Kirche festlich übertragen wurde. So sei einst die Wallfahrt begründet worden, erzählen die Mirakelbücher der späteren Barockzeit.

Historisch ist der Ort aber wohl viel älter. Zwischen 600 und 700 gegründet wurde Feichten nach 785 unter Erzbischof Arn Salzburgisch. Eine erste kleine Holzkirche entstand wohl nach 815. Wann der erste Steinbau entstand, weiß man nicht. Die Edlen von Feichten erhielten es 1150 als Lehen. Zur gleichen Zeit wurde schon damals durch Zusammenlegung die Großpfarrei Feichten errichtet, zu der Tyrlaching, Kirchweidach, Oberbuch, Deinting und Heiligkreuz gehörten.

Am 4. April 1502 wurde der Bau dieser ursprünglich gotischen dreischiffigen Hallenkirche begonnen, zu deren Finanzierung viele Ablässe gewährt wurden. Am 27. April 1518 wurde sie von Bischof Berthold von Chiemsee mitsamt der sechs Altäre und dem Friedhof geweiht. Unter dem fürsterzbischöflichen Rat Dr. Joseph Anton Franz von Mangold, der 1737 – 67 Pfarrer von Feichten war, wurde die völlige Neugestaltung im Rokokostil vorgenommen, nachdem die Wallfahrt im 16. und 17. Jahrhundert immer mehr zurück gegangen war. Der Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr und der ebenfalls aus Trostberg stammende Maler und Freskant Joseph Soll waren für die künstlerische Neugestaltung zuständig. In der Folge erlebte die Wallfahrt hier im 18. Jahrhundert eine neue Blüte. Reiche Gaben bezeugen die Bedeutung, wie etwa das wunderbare Sakramentshaus aus dem ehemaligen Salzburger Dom, das Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau der Pfarrkirche Feichten geschenkt hat, oder die erst im November renovierte Ewiglichtampel aus massivem Silber, sowie viele alte Votivtafeln und Kerzen.

All das wurde der Muttergottes von Feichten zugedacht. Künstlerisch ist es eine hoch wertvolle Steingussmadonna im sogenannten „Weichen Stil“ um 1400.

Aber sie war vor allem das Ziel für unzählige Bitten und Anliegen, aber auch für Lob und tiefe Dankbarkeit im Laufe der Jahrhunderte. Seit dem 18. Jahrhundert war es vor allem eine Wallfahrt der Frauen. Besonders in Geburtsnöten vertrauten sie sich der „himmlischen Ärztin“ an, wie die Gnadenmutter von Feichten auch genannt wurde. Den Wöchnerinnen legte man für eine gute Geburt ein „Feuchtene Marienbilchen“ auf die Brust. Aber auch bei Hals- und Fußleiden, sowie bei roter Ruhr, Rotlauf oder Fraißen (epileptischen Anfällen) wurde die Madonna angerufen. Regional wurde sie bis Salzburg hoch verehrt.

So steht sie bis heute hier am Wallfahrtsaltar, die Muttergottes von Feichten. Und auch wenn eine oft überschwängliche Marienverehrung gerade in der katholischen Volksfrömmigkeit weit verbreitet war, zeigt uns die Gottesmutter hier in ihrem Gnadenbild anschaulich das, was die Theologie immer „per Mariam ad Jesum“ („durch Maria zu Jesus“) genannt hat:

Maria drängt sich nicht in den Vordergrund, versucht sich nicht großartig zu präsentieren. Sie ist eine starke Frau und weiß wohl um ihre Aufgabe, aber sie zeigt uns letztlich auch hier am Wallfahrtsaltar wiederum nur den, der immer der wirkliche Mittelpunkt unseres Betens und Glaubens ist: Jesus Christus.

Sie zeigt uns Jesus, hält ihn uns als Kind hin. Der Blick, den sie hier auf ihren Sohn richtet, scheint dabei auch uns heute aufzufordern:

„Schau hin! Schau auf Jesus! Hier ist Gott ein Mensch geworden, wie du einer bist. Schau auf ihn, der eine unerhörte Botschaft der Menschlichkeit und der Liebe in diese Welt gebracht hat. Schau auf den, der für die einfachen Leute da war, der Kranke geheilt und ausgestoßenen ihre Würde zurück gegeben hat. Schau auf den, der für seine Botschaft der Liebe gewaltsam in den Tod gegangen ist. Schau auf ihn, der den Tod überwunden und uns allen die Hoffnung auf Leben über den Tod hinaus gegeben hat. Schau auf Jesus!“

Maria zeigt uns ihren Sohn; sie zeigt uns Gottes Mensch gewordene Liebe. Wenn wir heute hier am Gnadenaltar auf sie schauen, dann können vielleicht auf wir spüren, was Menschen über die Jahrhunderte hinweg hier erfahren haben: die Kraft und die Geborgenheit des Mensch gewordenen und auferstandenen Herrn, den Maria uns zeigen will.