Gott ruft dich und mich – Predigt 14. Sonntag im Jahreskreis (Witti)

Priesterweihe 2000Meine Lieben,

es ist jetzt fast auf den Tag genau 15 Jahre. Damals, eine Woche nach meiner Priesterweihe, fei­erte ich am 9. Juli 2000 in Kirchham meine Primiz. Die Vor­bereitungen liefen schon seit vielen Wochen und mir selber war nicht immer so ganz wohl dabei. „Wer bin ich denn, dass ein ganzes Dorf wegen mir so einen Aufwand betreibt?“, hab ich mir immer wieder gedacht. „Was werden sich denn viele von denen denken, unter denen ich aufgewachsen bin, wenn ich plötzlich da vorne am Altar stehe?“

Das Schicksal, oder besser gesagt der Bischof, wollte es so, dass ich drei Jahre später wieder in meine unmittelbare Heimat kam, als Kaplan in Bad Füssing. Ich hatte in mei­ner ehemaligen Kirchhamer Grundschule zu unterrichten. Da waren noch Lehrer, die mich selber schon un­ter­richtet hatten. Da waren Eltern, mit denen ich selber einst dort zur Schule ging. Ich dachte an das Sprichwort: „Dort, wo der Pfennig ge­schlagen wird, ist er nichts wert!“ – Und wieder hab ich mich gefragt: „Was werden denn die Leute denken, wenn ich jetzt da vorne stehe…?“

Es war ganz tröstlich, dass es auch Jesus selber nicht anders erging. Er musste massiv erleben, wie skeptisch ihm viele begegneten, die ihn doch einst über die Jahre hinweg aufwachsen sahen. Damals sagten die Menschen vielleicht so:

  • „Den kenn ich doch. Der ist als kleines Kind hier aufge­wach­sen. Der war ein ganz netter Junge. Jetzt war er für ei­nige Zeit weg, aber kaum kommt er zurück, spielt er sich auf, als müsste er uns die Welt neu erklären. Was soll das? Er ist doch einer von uns…“
  • Seine Mutter und seine Familie sind doch auch ganz nor­mal. Warum muss er so aus der Rolle fallen? Das ist doch si­cher peinlich für die ganze Familie. Jetzt steht er da und erzählt Wundergeschichten. Aber erzählen kann man ja viel. Ich will der erst einmal selber hier bei uns sehen, was er kann…“
  • Was bildet der sich ein? Der war doch bis vor einiger Zeit auch nur ein einfacher Bauhandwerker. Mit Hammer und Sä­ge kann er vielleicht umgehen, aber das Reden über Gott soll er doch lieber unseren Schriftgelehrten überlas­sen. Die haben studiert und wissen schon, was sie sa­gen…“Meine Lieben,Trotzdem aber ruft Gott einfache, schwache, auch fehlerhafte Menschen in seinen Dienst, egal ob Priester, Diakone, Ordensleute, Pastoral- und Gemeindereferenten, oder auch als ehrenamtlich Engagierte in den Gemeinden. Gott ruft einfache Menschen, und ich glaube, das ist der größte Liebesbeweis, den er uns schenken kann.Gott ruft keine Übermenschen – ER ruft Dich und mich, um sei­ne Botschaft heute lebendig weiterzusagen.

 

  1. Amen.
  2. Gott sucht Menschen, die mitten im Leben stehen, die die Höhen und Tiefen des Alltags kennen und die in diesen Höhen und Tiefen ihren Glauben zu leben versuchen.
  3. GOTT spricht zu uns im Menschenwort. GOTT bedient sich der menschlichen Natur, um seine Botschaft auch heute an den Mann und die Frau zu bringen. Oft aber schauen die Menschen lieber auf die Schwächen und Fehler, die all jene Verkündiger immer auch haben, weil sie auch nur Menschen sind. Es ist halt oft viel bequemer, die Boten zu kritisieren, als wirklich auf die Botschaft zu hören und diese aufzunehmen.

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