„Glückstrainer“ – Predigt 15. Sonntag im Jahreskreis (M. Witti)

Meine Lieben,

geben Sie doch mal im Internet den Suchbegriff „Glückstrainer“ ein. Ich hab es getan und hatte im Handumdrehen knapp 8000 Treffer. Da gibt es unzählige mehr oder weniger seriös erscheinende Angebote, die versprechen mit möglichst glücklich und positiv gestimmt zu machen, oder ich könnte mich gar selber – für einen angemessenen Preis versteht sich – zum „Glückstrainer“ ausbilden lassen.

Dieses Stichwort trifft offenbar einen Nerv unserer Gesellschaft: Menschen suchen Glück, die Sehnsucht ist groß. Dabei würde den meisten das kleine, alltägliche Glück schon reichen. In einem Lied heißt es einmal so:

„Wer bringt dem Menschen, der blind ist, das Licht? Wer reicht dem Menschen, der Angst hat, die Hand?… Wer gibt dem Men­­­­schen, der zweifelt, den Mut? Wer gibt dem Menschen, der absackt den Halt? Wer geht den Weg, der die Mühe lohnt?“

Die Fragen treffen wohl Schwarze: Wer bringt Licht? – Wer nimmt Angst? – Wer bestärkt? – Wer gibt Halt? Das ist doch letztlich die Frage nach dem Glück.

Wir Christen sind von dieser Sehnsucht angefragt. Umgekehrt fragen auch wir selber uns: Wer macht sich denn heute noch mit einer frohen und freudigen Botschaft auf zu den Menschen, so wie die Zwölf im Evangelium? Wer lässt sich für das kleine Glück von Menschen noch so von diesem Jesus und seiner Botschaft in Dienst nehmen und senden?

Diese Sorge um den Nachwuchs in den verschiedensten kirchlichen Berufen ist eine der drängendsten Fragen unserer Kirche in der Bundesrepublik.

Auf den ersten Blick erscheint es ja äußerlich oft nicht sehr reizvoll, sich auf diesen Weg einzulassen – und gerade begabten jun­gen Menschen stehen heute in Wirtschaft und Gewer­be viele interessante Wege offen, mit denen ein kirchlicher Be­ruf kaum konkurrieren kann. Und Hand auf’s Herz: Wie viele Mütter und Väter wären denn wirklich begeistert, wenn ein Kind sich als Priester, Ordenschrist, Pasto­ral- oder Gemeindereferent selbst verwirklichen möchte? Unter „Selbstverwirklichung“ verstehen wir heute doch etwas ganz an­deres, oder?

So viele würden in ihrer Sehnsucht nach Glück aber auf jemanden warten – auf jemanden, der nicht ein Geschäft aus dem Glück macht, sondern einfach nur da ist. Schmerzlich wurde mir das heute/gestern bewusst, als mir gesagt wurde, dass in Trostberg eine Reihe schwer traumatisierter minderjähriger Flüchtlinge am Freitag einquartiert wurde. Händeringend sucht der Helferkreis, der auch in unseren Pfarrverband reicht, nach Menschen, die hier einfach da sein wollen. Es ist dabei sicherlich nicht immer einfach, sich die­sem oder einem ähnlichen Dienst zu stellen. Aber es ist wichtig, denn es ist der Weg der Jünger Jesu.

Meine Lieben,

ich glaube, es gibt unzählige Wege, auf denen Du und ich zu „Glückstrainern“ und Glücksbringern werden können, zu Boten des kleinen Glücks mitten im Leben. Wenn wir uns trauen, heute in Jesu Fußspuren zu gehen, dann können wir auf das schon erwähnte Lied mit all seinen Fragen auch eine Antwort finden:

„Wer bringt dem Menschen, der blind ist, das Licht? Wer reicht dem Menschen, der Angst hat, die Hand?… Wer gibt dem Men­schen, der zweifelt, den Mut? Wer gibt dem Menschen, der absackt den Halt? Wer geht den Weg, der die Mühe lohnt? – Den Weg wollen wir gehen. Die Liebe geht mit uns: Auf dem langen und steinigen, auf dem weiten und unbequemen, auf dem Weg der die Mühe lohnt…“                                    

Amen.

(Foto: pfarrbriefservice.de)

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