„Lass dich nicht entmutigen“ – Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit 2014 (M. Witti)

AufbruchMeine Lieben,

„Da müht man sich ab, rackert und schuftet und nix kommt dabei heraus…“ – Solche und ähnlich frustrierende Erfahrungen musste wohl jede und jeder von uns schon einmal machen. Da hängt man in eine Sache sein ganzes Herzblut rein, aber ein wirklich erkennbares oder gar dauerhaftes Ergebnis kommt nicht in Sicht.

Das gilt am Arbeitsplatz, wenn dann schließlich trotz aller Mühen ein Kollege oder eine Kollegin statt meiner befördert wird, ebenso, wie wenn Kinder – trotz aller elterlichen Erziehungsmühen – plötzlich ganz andere Wege gehen. Ich selber bin oft ähnlich frustriert, wenn monatelang das ganze Seelsorgeteam und viele Ehrenamtliche viel Kraft und Fantasie in die Vorbereitung auf die Erstkommunion oder Firmung investieren, um jungen Menschen etwas fürs Leben mitzugeben, und dann wird doch wieder allen „nur“ als einmaliges Familien-Event mit wenig Nachhaltigkeit gesehen. Das alles sind Erfahrungen, die wehtun, die entmutigen können.

Ähnlich ging es auch den Jüngern. Zuerst die traumatische Erfahrung der Kreuzigung Jesu und dann, als sie wieder in ihren Beruf als Fischer zurückkehrten auch hier nur Frust. Nichts hatten sie gefangen, trotz aller Mühen.

Sie waren offenbar sogar so sehr frustriert, dass sie es erst nicht einmal merkten, wie ihnen Jesus selber mitten in ihrem Frust begegnen wollte.

Ich glaub, da geht es dir und mir oft ebenso. Auch bei mir heute steht wohl immer wieder Jesus selbst in meinen Enttäuschungen und in meinem Frust neben mir. Aber ebenso wie einst die Jünger am See, erkenne ich ihn wohl oft nicht.

Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich mir in diesen Situationen Jesus immer als den schnellen Problemlöser wünsche, der dann alles genauso hinbiegen soll, wie ich es mir gerade einbilde.

Aber das tat er damals bei den Jüngern nicht und das tut er wohl auch bei mir heute nicht.

Er macht es wohl ebenso, wie damals am See: Er fordert mich auf, den Kopf nicht einfach frustriert in den Sand zu stecken, sondern weiter zu machen, vielleicht auch etwas Neues zu versuchen: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus…“

Ich bin mir ganz sicher, dass mir Jesus schon oft so begegnet ist, auch wenn ich das meist erst hinterher kapiert habe.

Manchmal ist er mir wohl begegnet in der Gestalt lieber Freunde, die sich meinen Ärger und Frust geduldig angehört und mir allein dadurch schon wieder Mut gemacht haben.

Manchmal ist er mir begegnet in Kollegen oder auch Vorgesetzten, die mich ermutigt haben – trotz meiner Ängste und Bequemlichkeiten – etwas ganz Neues zu versuchen und mir auch zuzutrauen.

Ganz seltsam ist er mir Jesus wohl in der letzten Woche begegnet, als ich mich wieder einmal gefragt habe, ob sich denn der riesige Aufwand lohnt, denn wir auch heuer wieder in der Sakramentenpastoral zur Erstkommunion und Firmung betreiben. Da erhielt ich plötzlich per Facebook den Link zu einer aktuellen Studie, die bestätigt, dass etwa die Erstkommunionkatechese nachweislich durchaus viel in den Kindern und Familien bewirkt, auch wenn sie fortan nicht jeden Sonntag in der Kirche sitzen werden. Das musste ich dann schon grinsen und mir eingestehen, dass mir wohl ein anderer diesen aufmunternden Link sehr bewusst übers Internet geschickt hat.

 

Meine Lieben,

der Petrus hat beim Fischen ebenso wenig kapiert, wer ihm denn da mitten in seinem Ärger und Frust begegnen will, wie ich in meinem alltäglichen Einerlei. Vielleicht müssten wir hier einander öfter einmal die Augen öffnen, so wie es für Petrus einst der Lieblingsjünger getan hatte. Vielleicht müssten auch wir einander immer wieder auf die Idee bringen, dass auch mitten im Frust uns jemand mit einer ganz anderen Botschaft begegnen will. Vielleicht sollten auch wir uns öfter einmal gegenseitig an stupsen und sagen:

„Es ist der Herr!“

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