Tonnenschwerer Altar wird geliefert

Viele kritische Momente gab es während der letzten sieben Jahre in denen sich in Feichten fast alles rund um das Thema Kirchenrenovierung drehte. Einer dieser Momente fand am vergangenen Donnerstag statt, als der neue Altar in die Pfarr- und Wallfahrtskirche Feichten gebracht wurde. Ein regelrechter Stapellauf war notwendig, um den Muschelkalkblock mit dem Gewicht von 4,4 Tonnen in das Gotteshaus zu befördern.
Schon am frühen Morgen ist Hans Sterflinger, ein glühender Marienverehrer, mit seinem LKW nach Altötting gefahren um Altar, Ambo und Priestersitz vom Steinmetzbetrieb Pollety abzuholen. Pünktlich um 10 Uhr ist er mit der kostbaren Fracht eingetroffen. Mit einem Autokran wurden die drei Marmorblöcke über die Friedhofsmauer gehievt und vor dem Hauptportal von den Mitarbeitern Polletys in Empfang genommen. Für Priestersitz und Ambo (ca. 600 Kilo) war für den Transport zu den Standorten ein Transportwagen ausreichend. Doch für den tonnenschweren Altarblock reichte dieser Handwagen dann doch nicht mehr aus. Für Albert Pollety ist es nicht ungewöhnlich einen Altar in einer Kirche einzubauen. Die Größe und das Gewicht des Feichtner Altars, den Architekt Franz Steinberger aus München entworfen hat, war für ihn jedoch eine Premiere. Bretter, Vierkanthölzer, Metallschienen, Metallrollen und Papierstreifen in rauen Mengen wurden benötigt um das Grundgerüst für den Stapellauf vorzubereiten. Meterstab und Augenmaß waren gefragt, um den Steinblock ins Kircheninnere zu befördern. Mit dosierter Muskelkraft wurde der gewichtige Stein vorsichtig Zentimeter für Zentimeter weiter in die Vorhalle geschoben, gedreht und weiter über den Haupteingang ins Kircheninnere befördert, bis er am späten Nachmittag am vorbereiteten Standpunkt im Altarraum angekommen war. Noch einmal Zittern hieß es als der gewichtige Altar mit zwei Seilwinden millimetergenau platziert und mit der Wasserwaage ausgerichtet wurde. Erst dann konnte Pollety und seine Mitarbeiter aufatmen.
Der neue Altar stammt aus dem Steinbruck Naturstein GmbH in Essing, direkt am Rhein-Main-Donau Kanal. Von dort aus traten sie im vergangenen November ihre Reise in die Werkstätten von Steinmetz Albert Pollety an. Der Stein wurde den Vorgaben nach bearbeitet und die Schönheit des grau-blauen Steins nun vollends zur Geltung kommt. Streifen in Ölvergoldung veredeln den Stein nun zur Gänze. Die innere theologische und spirituelle Einheit dieser drei Orte Altar, Ambo und Priestersitz soll verdeutlichen, wo seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Liturgie der heiligen Messe gefeiert wird. Als Material für die drei Elemente der Münchner Architekt Franz Steinberger graublauen Muschelkalk aus der Gegend um Kelheim. Er schlägt damit eine ästhetische Brücke über fast drei Jahrhunderte, da der Stein sich optisch an die blaue Marmorierung der Kanzel und der Oratorien aus der Barockzeit anlehnt, aber dennoch zentrale eigenständige und in sich ruhende Pole in schlichter Form schafft.
Am Sonntag, 30. April um 10 Uhr,  genau 499 Jahre und drei Tage nach der ursprünglichen Weihe der heutigen Kirche wird der Altar in einem Festgottesdienst dann seiner Bestimmung übergeben. Dazu wird Bischof Dr. Stefan Oster nach Feichten kommen um den Altar mit Chrisamöl aus der Osternacht zu salben. Anschließend wird an allen vier Ecken und in der Mitte des Altars, an den fünf Weihekreuzen Weihrauch entzündet, bevor zum ersten Mal Eucharistie darauf gefeiert wird.
Das Bistum Passau stellt für dieses Ereignis auch eine Reliquie des Diözesanheiligen Bruder Konrad zur Verfügung. Sie wird in einer Kapsel in eine Öffnung des Altars, dem „Reliquiengrab“ so eingeführt, dass sie nicht mehr entfernt werden kann. Jeder neue Altar bekommt so eine Reliquiengrab. In der frühen Kirche waren die Altäre in den Katakomben über den Gräbern der Heiligen angeordnet. Mangels Heiliger kann dies in heuten Zeiten nicht mehr umgesetzt werden.
Dazu treffen sich die Vereinsabordnungen um 9.30 Uhr zum Kirchenzug im Pfarrgarten. Der Festgottesdienst wird feierlich mit der Joseph Haydn’s Orgelsolomesse „Missa Brevis Sancti Joanis de Deo“ mit Orgel, Streicher, Solisten und Kirchenchor gestaltet. Der Gottesdienst kann per Liveübertragung im Mehrzweckraum des Pfarrhauses oder auf der Homepage www.pfarrverband-feichten.de mit verfolgt werden.
Im Anschluss an den Festgottesdienst wird der Festzug in Richtung Dorfplatz marschieren, wo ein Stehempfang mit Standkonzert des Musikvereins Feichten auf die Gäste wartet. Der Tag wird mit einer feierlichen Vesper um 19 Uhr abgeschlossen. Die Pfarrkirche ist den ganzen Nachmittag zur Besichtigung geöffnet.
Schon am Sonntag, 23. April um 18 Uhr wird auf das Feichtner Großereignis eingestimmt. Es wird ein feierliches Kirchenkonzert angeboten. Michaela und Matthias Zenz spielen an der Orgel, Hans Zenz auf der Trompete, Rainer Zenz an der Klarinette und Petra Schmidt an Fagott und Klarinette. Zu hören werden unter anderem Stücke aus den letzten zwei Jahrhunderten von Wolfgang Amadeus Mozart, R. Bernard Fitzgerald, Jean Baptist Loeillet, Bernhard Hendrik Crusell und Arcangelo Corelli sein. Der Eintritt ist frei, Spenden zugunsten der Kirchenrenovierung werden gerne entgegen genommen.
Fotos/Text: Limmer

 

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