„Weihnachten – was bleibt?“ – Predigt 2. Sonntag nach Weihnachten (Witti)

ChristbaumMeine Lieben,

die Feiertage wären fast geschafft. Nun steht nur noch der Dreikönigstag an, aber auch der geht vorüber. Die ersten Christbäume sind schon wieder rausgeflogen. Weihnachten ist fast vorbei: „Schade“, sagen die einen, „Gott sein Dank“, die anderen.

Kein anderes christliches Fest ist ja kulturell so in unserer Gesellschaft verwurzelt, wie Weihnachten. Auch die Tatsache, dass immer weniger Menschen den christlichen Kern feiern oder gar um ihn wissen, ändert daran nur wenig.

Kein anderes Fest weckt so viele Emotionen. „Freude“, „Familiensinn“, „Harmonie“ verbinden wir mit Weihnachten. Aber gerade weil die Erwartungen so hoch hängen, ist es für viele auch eine niederschmetternde Erfahrung mit Streit, Vorwürfen und Zerwürfnissen. Für andere ein Fest, an dem die Einsamkeit noch drückender wird, als sonst im Jahr.

Aber nun ist Weihnachten ja fast vorbei. „Schade“, sagen die einen, „Gott sei Dank“, die anderen.

Mein Resümee von Weihnachten fällt bisher sehr positiv aus. Ich habe sehr intensiv und für mich anrührend die Christmetten in Wald und in Hart erlebt. Auch die anderen weihnachtlichen Gottesdienste waren sehr gut besucht und ich konnte spüren, dass eine tiefe Sehnsucht die Menschen hierher geführt hat.

Diese „Sehnsucht“ ist für mich vielleicht das wichtigste von Weihnachten – und sie ist das, was auch über die Feiertag hinaus vom Fest bleiben wird – nicht nur bei mir.

Es ist die Sehnsucht, nach etwas Größerem in diesem Leben, nach etwas Verlässlichem, die Sehnsucht nach Hoffnung, nach jemandem, dessen Versprechen ich immer und ohne Abstriche trauen kann. Es ist die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe, die jeder Mensch so notwendig zum Leben braucht, wie die Luft zum Atmen. Es ist die Sehnsucht nach Glauben, der all diese tiefen Erfahrungen, die unser normales Leben weit übersteigen, in uns wach und lebendig hält.

Johannes beschreibt diese unendliche Sehnsucht am Beginn seines Evangeliums mit großen und großartigen Worten:

„…das Wort war bei Gott und das Wort war Gott… In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst… Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt… Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden…“

Für Johannes ist Jesus, dieses lebendige und mitten ins Leben hinein gesprochene Wort Gottes, die Erfüllung aller Sehnsucht.

Meine Lieben,

und welche Sehnsucht tragen Sie in sich am Beginn dieses neuen Jahres? Es mögen hier bei uns allen ganz unterschiedliche Sehnsüchte und Erwartungen sein, aber jede und jeder von uns hat mit den Worten des Johannes die Zusage: Auch für DICH leuchtet dieses Licht! Auch DICH will er erleuchten im neuen Jahr und weit darüber hinaus.

Wie es mir – auch während des Jahres – gelingen könnte, dass dieser Jesus auch meine tiefe Sehnsucht erfüllt, beschreibt Andrea Schwarz in einem Gedanken einmal so:

Wenn ich zu mir komme und das Außen loslasse wenn ich aus dem Reden ins Hören komme aus dem Tun ins Sein wenn ich mich stelle und nicht länger flüchte dann erst kann Gott zur Welt kommen in mir durch mich zu den Menschen1

Amen.

 

1Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien o. J.

 

(Text/Bild: Witti)

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Ein Kommentar

  1. Es ist wunderbar solche tiefgehende Predigten zu finden !

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