Demonstration der Liebe Gottes

Foto: Wanker 2014
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Predigt zum Hochfest Fronleichnam (Pfr. Michael Witti)

Meine Lieben,

tausende demonstrieren in diesen Tagen in Bayern. Sie gehen auf die Straße um ihre Meinung öffentlich und klar kundzutun. Es sind keineswegs nur gewaltbereit Krawallmacher, die gegen die große G7-Konferenz im oberbayerischen Schloss Elmenau protestieren. Es ist gut, dass auch im Blick auf die ganz Großen das Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung der kleinen Leute nicht ohne weiteres eingeschränkt werden konnte. Die Gerichte haben mehrfach dieses Grundrecht der Menschen bestätigt. Auch jene, die den Großen und Mächtigen bei ihrer großen Machtdemonstration vor herrlicher Alpenkulisse kritisch gegenüberstehen, haben ein Recht, ihre Meinung öffentlich zu demonstrieren. Eine Demokratie muss das aushalten.

Auch die großen Hilfswerke der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland setzen sich kritisch mit diesem Gipfeltreffen auseinander. Sicherlich, die „Großen Sieben“ haben – oder sollten wir nicht vielleicht besser sagen „hätten“ – die Macht, diese Welt zum Besseren zu verändern. Aber hinter den hohen Idealen, die ich einerseits sicher keinem der Staatsoberhäupter absprechen will, stehen andererseits immer auch massive Eigeninteressen von Ländern und international agierenden Lobbyisten.

Die Kirchen in Deutschland haben in einer Arbeitshilfe sechs Punkte aufgeführt, in denen es aus christlicher Sicht nötig ist, diese „Großen Sieben“ im wahrsten Sinne des Wortes „ins Gebet zu nehmen“: die Außen- und Sicherheitspolitik, ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, den internationalen Handel und das Finanzsystem, die Nachhaltige Entwicklung in Afrika, den Dialog mit der Zivilgesellschaft und schließlich den Klimaschutz.

Ein konkretes Beispiel daraus:

Zu den internationalen Handels- und Finanzsystemen heißt es in der G7-Agenda: „Das Vorantreiben der Arbeiten an einer neuen Finanzmarktarchitektur sind Kernbestandteile der deutschen Präsidentschaft.“ – Wesentlich eindeutiger und kompromissloser schreibt zum gleichen Thema Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“ so: „Eine Finanzreform, welche die Ethik nicht ignoriert, würde einen energischen Wechsel der Grundeinstellung der politischen Führungskräfte erfordern… Das Geld muss dienen und nicht regieren!“

 

Meine Lieben,

hier wird spürbar: Auch die Großen, die das Geschick dieser Welt in Händen halten, brauchen Menschen, die jenseits aller nationalen und wirtschaftlichen Interessen allein die Menschlichkeit demonstrieren. Darum ist es gut, dass wir heute hier sind. Darum ist es gut, dass auch wir heute als Christen auf die Straße gehen und dort laut und deutlich das Evangelium der Menschlichkeit, der Barmherzigkeit und der Liebe in die Welt hineinrufen.

Fronleichnam ist keine fromme aber doch halt letztlich antiquierte Brauchtumspflege. Es ist Dein und mein Zeugnis, dass wir uns auch heute im Namen Jesu und mit ihm auf den Weg machen, um an einer besseren Zukunft für alle Menschen zu arbeiten.

Eine Betrachtung zum heutigen Fest lädt uns dazu so ein:

Monstranz

heißt das kostbare Gefäß,

in dem wir Christus durch die Straßen tragen.

In der heiligen Kommunion

haben wir Christus in uns aufgenommen

und sind dadurch selbst zum kostbaren Gefäß geworden.

Wir sind selber zur Monstranz geworden

und sollen Christus hinaustragen in die Welt,

nicht nur heute in der Prozession,

sondern unser ganzes Leben lang.

 Amen.

Foto: Wanker 2014
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