Pfingsten – Christsein leben (Predigt von M. Witti)

Pfingsten - FeichtenMeine Lieben,

„Wenn das doch heute auch so einfach wäre…“, so denken wohl nicht nur viele Priester und Hauptamtliche in der Seelsorge, sondern auch manche engagierte Christen in unseren Gemeinden.

„Wenn das doch heute auch so einfach wäre… Einfach ein wenig auf die Straße gehen, ein wenig von Gott und dem Herrn Jesus erzählen und dann wären die Kirchen wieder voll… Zu schön, um wahr zu sein!“

Wenn ich so auf das Pfingstfest schaue, könnte ich wirklich Gefahr laufen, einfach nur frustriert zu werden. Das Evangelium, das wir als Kirche verkünden, ist heute nur eine Botschaft unter vielen – und sie schein für viele Menschen heutzutage beileibe nicht die attraktivste der unzähligen Alternativen zu sein.

Vielleicht ist deshalb Pfingsten für viele auch eher ein angenehmer Urlaubstermin mit günstigen Vorsaisonangeboten, als ein geistvolles und begeisterndes Fest zur Geburtsstunde und damit quasi zum Geburtstag unserer Kirche.

Aber muss das wirklich so sein? Sind es wirklich die Menschen da draußen, die so gottfern sind, dass der Heilige Geist offensichtlich kaum mehr etwas bewirken und unsere Kirchen auch nicht voller machen kann? Oder liegt es vielleicht gar nicht so sehr an den Menschen, die uns als Kirche fernstehen, sondern vielmehr an uns selber, die wir uns doch so vollmundig „Christen“ nennen?

Unser Bischof Stefan Oster fand beim Katholikentag in Regensburg im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Junger Bischof, junge Kirche“ klare und bedenkenswerte Worte. Er meinte, er könne die andauernde Frage nach dem Glauben junger Menschen langsam nicht mehr hören. Stattdessen empfahl er schlicht und einfach:

„Leben sie authentisch das Evangelium und die jungen Leute kommen!“

 

Meine Lieben,

ist es also doch so einfach, wie die biblische Pfingsterzählung vermuten lässt? Bischof Stefan bekam lang anhaltenden Applaus für seine klare und im Kern einfache Aussage, die im Leben dann aber oft doch so schwierig ist.

„Leben sie authentisch das Evangelium und die … Leute kommen!“

Wenn Christsein nur heißt, dass ich einmal die Woche für eine knappe Stunde hier oder anderswo in der Kirche sitze, dann ist das wirklich nicht attraktiv.

Merkt man Dir und mir auch da draußen, mitten im Leben, an, dass wir Christen sind?

Wo erfüllen wir Begriffe wie Nächstenliebe, Solidarität, Begeisterung mit Leben, wenn am Stammtisch dumme Sprüche fallen, wenn abschätzig über Menschen anderer Herkunft, anderer Religion oder anderer Lebensart hergezogen wird?

Was sind mir die Wunder der Schöpfung wert und wie gehe ich damit um?

Wie lebe ich als Christin, als Christ, mitten in dieser Welt, mit Gott und für die Menschen?

„Leben sie authentisch das Evangelium und die … Leute kommen!“

PFINGSTEN ist der Geburtstag der Kirche, das Fest, an dem erstmals Menschen sich voller Mut und Begeisterung aufgemacht haben, Jesu frohe Botschaft in die Welt hinauszutragen.

PFINGSTEN ist dabei aber kein Fest „von gestern“, sondern eine gewaltige Herausforderung für heute und morgen!

PFINGSTEN nimmt dich und mich in die Pflicht, damit wir alle gemeinsam mit viel Kraft und Begeisterung, Liebe und Fantasie das Evangelium immer neu entdecken und auch leben.

„Leben sie authentisch das Evangelium und die … Leute kommen!“

Damit ich das kann, will ich heute – vielleicht bewusster als sonst – um Gottes Geist für mich und für uns alle hier beten:

 

Im Außergewöhnlichen sehen wir dich, kraftvoller, mächtiger Heiliger Geist, im Sturm und Feuer, in Verwandlung und Aufbruch, im Leben außergewöhnlicher Menschen. Hilf uns, dich im Verborgenen zu finden, stiller, beständiger Heiliger Geist. Hilf uns, deine leisen Gaben zu entdecken in unseren Mitmenschen und in uns selbst: die Gabe, Frieden zu stiften, die Fähigkeit, andere zu begeistern, die Kunst, die Wahrheit auszusprechen, das Talent, gut zuhören zu können, die Kunst, Kompliziertes einfach zu sagen, die Gabe, ein ruhender Pol zu sein, die Fähigkeit, sich einzufühlen, die Gabe der bergenden Mütterlichkeit und Väterlichkeit, die Gabe des kindlichen Staunens, die Gabe des Humors. Du bist die Quelle des Lebens für jeden von uns. Entfalte dein Wirken in uns, das mächtige und das leise, damit wir uns selbst entdecken.1

1Herkunft: Andreas Lerch (www.heiliggeist-berlin.de)

Foto: Limmer (Pfarr- und Wallfahrtskirche Feichten/Alz)

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