„Werkstattabend“ aller Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen

„Unser Bistum: Glaube lebt. Gemeinsam Kirche sein.“ mit diesem Leitwort beschreibt die Diözese Passau den begonnenen pastoral-strukturellen Erneuerungsprozess (PSEP). An diesem Prozess sollen so viele Menschen wie möglich beteiligt werden, so der Wunsch von Bischof Dr. Stefan Oster. Daher wurden schon viele sogenannte Werkstattabende für Mitglieder des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltungen angeboten; begleitet von Moderatoren. Die Gedanken der Abende werden gesammelt und der Steuerungsgruppe und dem Generalvikariat vorgelegt.
Aus dem Pfarrverband Feichten mit den vier Pfarrgemeinden Feichten, Wald, Hart und Heiligkreuz nahmen über 40 Mitglieder aus Pfarrgemeinderat (PGR) und Kirchenverwaltung (KV) unter der Moderation von Tobias Bärlehner und Hedwig Beier, die beide in der Gemeindeberatung tätig sind.
Recht unterschiedlich setzt sich der Pfarrverband, der sich über 25 Kilometer in der Länge erstreckt zusammen. Etwa 5000 Katholiken sind in den fünf Kommunen, vier Gemeinden und Pfarreien, drei Grundschulbezirke und zwei Landkreisen seelsorgerisch zu betreuen. Während Hart von Industrie geprägt ist, trifft man in Feichten auf einen Wallfahrtsort mit der derzeit größten Umstrukturierung innerhalb der Gemeinde. In Wald ist ein Dorfkern mit Siedlungsgebiet vorhanden, der sich seit drei Generationen stetig wandelt und Heiligkreuz gilt als die Pfarrei mit der größten Kontinuität mit altem Dorf und ebenfalls Siedlungsgebiet. Daher sind die Aufgaben von PGR und KV sehr unterschiedlich. Die Umstrukturierung sei schon angelaufen, erste entlastende Erfolge habe man in den Pfarrbüros und der Verwaltung der vier Kindergärten, so Pfarrer Michael Witti.
Freude zeigten die Pfarrgemeinderäte vor allem bei Projekten die Gemeinschaft schaffen. Mithelfen, Mitgestalten, Verändern, Voranbringen, die Jugendverbände stärken und den Glauben weitergeben seien Ziele, die man gerne erreichen möchte. Dabei könne man Zufriedenheit in der Aufgabe finden und seine Fähigkeiten einbringen. Die Menschen im Blick haben und zusammenbringen – ein Vermittler sein – ein Unterfangen, dass sich besonders durch Kirchenaustritte, Resignation in der Schar der Gläubigen oft nur schwer umsetzen lässt.
Doch durch die PSEP sollen die auch die kleinen Pfarreien erhalten bleiben – wenn sie lebendig sind, erklärt Hedwig Baier. In der Diözese sei man auf der Suche nach Wegen der Kooperation, ergänzt Tobias Berlehner. Der Leitspruch des Bischofs wurde kontrovers diskutiert, seine Formulierung als abstrakt, unglücklich, befremdlich und lebensfremd eingestuft. Eine Wortwahl die auch den kirchliche und theologische Laien anspreche und die Einbindung der Jugend fehle, darüber waren sich die Anwesenden einig.

Leitspruch:
Jesus erneuert uns – und die Welt. In der Kirche von Passau sind wir eine frohe, einladende und solidarische Glaubensgemeinschaft, die aus der Eucharistie lebt. Wir bekennen, dass uns in Jesus Christus allein Gottes Heil geschenkt ist und erkennen daher drei große Herausforderungen für heute und morgen: Gott um seiner selbst willen zu lieben, Jüngerschaft zu leben und den missionarischen Einsatz zu praktizieren.

Rege diskutiert wurde auch über die Wachstumsmöglichkeiten im Pfarrverband und in den Pfarreien. Potential wurde in den starken Gremien und der Vernetzung untereinander gesehen. Doch auch reichlich Kritik hagelte es. „Die Kirche geht nicht mit der Zeit“ und „die Kirche hat keine Vorbildfunktion mehr“ waren Kritikpunkte, die nicht nur aus der Pfarrei Heiligkreuz zu hören war. Unüberwindbare kirchliche Hierarchien sollten aufgebrochen, die verstaubte theologische Sprache und Texte in den Gottesdiensten lebensnäher und zeitgemäß gestaltet werden, so die Forderungen. Gottesdienste sollten lebendiger gestaltet werden. Der Wunsch nach alternativen Gottesdienstorten, die gemütlicher, wärmer und bunter sind, wurde ebenso in allen Pfarreien laut. So berichtet Ramona Friedrich (KV Heiligkreuz), dass sie ihre meisten Gotteserfahrungen nicht in dem Gebäude „Kirche“, sondern bei anderen Veranstaltungen gemacht habe. Problematisch sahen alle 40 Teilnehmer die Firmung mit 16 und dass zu viele Aufgaben vor allem bei den Hauptamtlichen auf wenigen Schultern verteilt seien. Hier warf Witti ein, dass das große Gebiet des PV Feichten, zu wenig Personal für die notwendigen seelsorgerischen Aufgaben habe. „Es geht uns die Zeit aus.“ Rechtfertigt er sich, wohlwissend, dass im Oberland der Diözese die Situation noch vergleichbar gut sei.
„Die Kirche kann sich glücklich schätzen, so viel Ehrenamt zu haben. Ihre Zeit ist Luxusgut.“ betont Hedwig Beier ausdrücklich. So werden die Anregungen aus der Runde mit nach Passau getragen und dort vorgelegt, während man sich vor Ort in den Pfarreien weiter um Lösungen bemüht. „Wenn sich die Kirche nicht bewegt, wird man auch an der Basis nicht viel verändern können.“ gibt Tanja Winkler zu bedenken.

(Text/Bilder: Limmer)

 

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