Pfarrfest: „Goldenes Priesterjubiläum“ von Dr. Hans Wagenhammer

Der emeritierte Passauer Dompropst feierte sein Weihejubiläum und seinen 75. Geburtstag in seiner Feichtener Heimat

dorfest14-8848Der Festzug mit den Abordnungen aller Ortsvereine war der farbenprächtige Auftakt zur Feier des 75. Geburtstags und dem 50. Jahrestag der Priesterweihe von Dompropst em. Dr. Hans Wagenhammer. In Brunnthal, das zur Pfarrei Feichten gehört, geboren, feierte der Jubilar vor einem halben Jahrhundert hier seine Primiz. Wegen der aufwendigen Innenrenovierung der Feichtener Pfarr- und Wallfahrtskirche wurde der Gottesdienst in der Feichtener Festhalle gefeiert, in der sich dann auch die „weltliche“ Feier anschloss. Wagenhammer hat daher auch sehr bewusst anstelle persönlicher Geschenke um Spenden für die Renovierung seiner Heimat- und Taufkirche gebeten.

dorfest14-8841Bei diesem Festgottesdienst hat auch die Ministrantenschar überraschenden „Zuwachs“ erhalten. Auf alten Filmaufnahmen war zu sehen, dass der heutige Bürgermeister Hans Aicher einst das Rauchfass schwang. Diesen Dienst des „Thuriferars“ hat er nun auch beim Jubiläumsgottesdienst übernommen und wurde vom 2. Bürgermeister Hans Vordermaier als „Navikular“ mit dem Weihrauchschiffchen unterstützt.

Das Tagesevangelium vom 14. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) lieferte Dr. Hans Wagenhammer das Motiv für seine Predigt.

 

dorfest14-8815Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus: In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

 

 

Hier die anschließende Predigt im Wortlaut:

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Es ist eine interessante Fügung, dass heute dieses Evangelium trifft. Es erinnert mich daran, dass ich in den vergangenen 75 Jahren wirklich wundersam aus der kindlichen Unmündigkeit in ein sehr erfülltes Leben geführt worden bin. Das habe ich vielen zu verdanken. Weil sich aber dazu unendlich viel gut fügen musste und weil man bloßen Zufällen und einem blinden Schicksal nicht danken kann, bin ich auch froh, dass ich vor und über allem an Gott denken darf, der unser Leben heilsam lenkt. Nur so hat all das Vergangene auch bleibenden Sinn und Wert.

Dazu haben wir freilich auch das Wort Joch und Last gehört. Das erinnert daran, dass nicht alles bloß lustig gewesen ist. Da gab es harte Herausforderungen und mühsames Plagen. Aber da kann ich auch bestätigen, dass Jesu Last nicht ein erdrückendes Opferleben ist. Im Rückblick kann ich mich nur wundern, wie ich alles nicht bloß ertragen habe. Gerade die Herausforderungen haben mich ja vorangebracht. So sind sie mir nicht bloß leichter geworden, sondern zu heilsamem Gewinn. Das gilt vom entscheidenden Aufbruch ins Seminar im Alter von zehn Jahren, aber auch von der Zeit nach der Weihe. Die Kooperatorenstelle in Griesbach habe ich mir ja nicht selber ausgesucht. Ich habe da aber ein sehr erfülltes Jahr erleben dürfen. Deshalb ist auch der Wechsel an die Universität nach Tübingen nicht mein Wunsch gewesen. Er hat mich aber geistig sehr bereichert. Da durfte ich mittendrin sein in den theologischen Auseinandersetzungen nach dem Konzil und im gesellschaftlichen Umbruch zur Zeit der Studentenrevolte. Weil ich ein eher praktischer Mensch bin, ist dann aber auch der Wechsel ins sicher nicht erstrebenswerte Amt des Regens im Priesterseminar Passau zu einer Chance geworden. Da ging es ja um die Anwendung der gelernten Theorie in der Seelsorge und im christlichen Leben. Zudem haben mich die Studenten jung bleiben lassen. So habe ich auch die Krise der Lebensmitte gut überstanden und in den letzten Jahren als Domkapitular wieder interessante Aufgaben übernehmen können, bei denen ich sehr verschiedene Bereiche der Diözese kennenlernen und mitgestalten durfte und mit dem Missionsreferat und der Pilgerstelle auch die Weltkirche erlebt habe. Gerade das ist ja sehr wichtiger Gewinn. Unsere Probleme erscheinen in einem anderen Licht, wenn wir sehen, dass und wie die Kirche in der weiten Welt unter schwierigsten Bedingungen wächst. Auch da gilt ja offensichtlich, dass Herausforderungen zum Heilsweg gehören.

 

Schwestern und Brüder,

inzwischen bin ich seit fünf Jahren im Ruhestand. Ich bin es aber nicht ganz. Der Einsatz bei den Nonnen in Thyrnau fordert mich immer noch heraus zu geistlichem Wachsein. Und als Geistlicher Beirat des DJK habe ich noch Kontakt zur Lebenswelt. Dabei wird mir aber immer mehr bewusst: Die wesentliche Herausforderung ist jetzt das Altwerden. Es ist ja eine sehr spannende Erfahrung, dass zur Reife und Vollendung des Lebens gerade das Loslassen gehört, und dass alles immer rätselhafter wird.

Mich bewegt da ein Gedanke von Romano Guardini: „Je älter ich werde, umso größer wird das Geheimnis in allem. Aber noch etwas geschieht: Man lernt auch, in diesem Geheimnis zu leben.“

Damit habe ich Tag für Tag mehr als genug zu tun. Und das ist offensichtlich auch wichtig für mein Priesterleben. Bei der Weihe mahnt ja der Bischof zur Überreichung von Kelch und Patene: „Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“

 

Schwestern und Brüder,

der Weg Jesu durch das Kreuz zur Auferstehung in ewige Herrlichkeit ist für uns alle der heilsame Weg, die Wahrheit und das Leben. Deshalb hoffe ich, dass ihr auch ähnlich positive Erfahrungen im eigenen und ganz anderen Leben findet. Das kann ich sagen, weil ich ja hier in der Heimat meinen Weg angefangen und dazu die prägenden Impulse mitgekriegt habe.

Deshalb liegt mir auch sehr daran, mein Jubiläum hier mit euch zu feiern mit dem Vertrauen: Das Geheimnis von Kreuz und Auferstehung, das uns in der Eucharistie ganz gegenwärtig wird, ist wirklich die Quelle und Vollendung allen Lebens. Da darf ich mich und uns auch verbunden wissen mit allen, denen ich das „Vergelt’s Gott“ nur nachrufen kann, weil sie schon in der ewigen „Heimat im Himmel“ leben.

Im Geheimnis Gottes dürfen wir ja uns alle und alles bleibend geborgen wissen. Amen.

(Fotos: Wanker/Text:Witti)

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