Viehsegnung in Engertsham

Frühjahrszeit ist Almzeit – auch in Engertsham bei Heiligkreuz. In den letzten Wochen haben 14 Bauern aus Heiligkreuz, Lindach und Deinting ihre 156 Kalbinnen und die Wiesen auf das traditionelle Ereignis des Almauftriebs vorbereitet.
Seit inzwischen 110 Jahren wird das Vieh gemeinschaftlich aufgetrieben. Die Kalbinnen benötigen dafür einen Nasenring, Ohr- und Fliegenmarke, sowie einen Rundum-Check vom Tierarzt, bevor es zum „Check In“ geht. Schon einige Tage vor dem Auftrieb müssen die Tiere das Fressen zuhause üben. Das viele Grün, der viele Platz, die tierischen Kollegen und der unbekannte Elektrozaun bringen anfangs Stress in die Runde. Doch auch für den Hauptverantwortlichen Hans Friedrich gibt es genug zu tun. Die Rinderpässe müssen kontrolliert werden und die Tiere per Internet an- und abgemeldet werden. Die Weiden und deren fünf Kilometer lange Umzäunung werden zudem nun täglich auf ihre Vollständigkeit kontrolliert, damit nichts passiert.
Damit schon etwas passiert, dafür soll der einzige Stier auf der Weide sorgen. Die Kalbinnen sollen nicht nur sprichwörtlich Wachs in Händen werden. Dafür sorgt nicht nur sein Name „Wachs“. Nach Allerheiligen ist dann die Almsaison vorbei und die Kalbinnen kehren, trächtig, so hoffen die Bauern, zurück in ihre Ställe.
Die Weidegenossenschaft Heiligkreuz wurde 1908 gegründet. In Zeiten wo Landwirte für Vieh nicht mehr den notwendigen Weidegrund besitzen, ist diese Möglichkeit eine geeignete Lösung seine Tiere im natürlichen Freiland unterzubringen. Dafür stehen acht Wiesen zur Verfügung. Ein Weidewechsel erfolgt jeden zweiten Tag um das reine, ungedüngte Naturland zu schonen. Weil die Bauern tief im Glauben verwurzelt sind, durfte auch die Viehsegnung zu Beginn der Saison nicht fehlen.
Diakonanwärter Günter Jäger freut sich schon seit Jahren, die Tiere auf der Weide zu sehen. Dies sei in vielen Region inzwischen zur Seltenheit geworden. „Ihr zeigt tiefes Gespür mit den Tieren und geht dankbar mit ihnen um. Die Rinder sind euere Lebensgrundlage und nehmen einen wichtigen Platz ein.“ so Jäger, der nach einem Gebet den Segen an Tier und Mensch spendete. Damit die Arbeit für den Einzelnen nicht zu groß wird, sind nun die Landwirte regelmäßig zu Kontrollgängen eingeteilt.

(Text/Bilder: Limmer)

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