„Heiliger Josef – bitte für uns!“ (Predigt)

Predigt zum Hochfest des heiligen Josef (M. Witti)

OLYMPUS DIGITAL CAMERAMeine Lieben,

zwar werden wir heute – mitten in der Fastenzeit – das weihnachtliche Lied von der Stillen Nacht sicher nicht anstimmen, aber Gedicht, das von jener Heiligen Nacht erzählt, passt sehr gut zum heutigen Hochfest. Es lautet:

Die Heilige Nacht

war keine stille Nacht!

   Maria war sicher nicht still

   als sie unter Schmerzen ihr Kind gebar.

Die Engel sangen,

das neugeborene Kind schrie,

   und Ochs und Esel

   haben sicher auch nicht geschlafen

   bei diesem Lärm.

Die Schafe blökten,

die Hirten riefen durcheinander,

   und die Hirtenhunde bellten,

   wie es ihre Aufgabe war.

Die Heilige Nacht

war keine stille Nacht!

   Sie brachte uns

   das Wort der Hoffnung

       gegen jegliche Verzweiflung,

   das Wort der Gerechtigkeit

       gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt,

   das Wort der Liebe

       gegen allen Hass.

Die Heilige Nacht

war keine stille Nacht!

 

Einzig dem Heiligen Josef

mag es die Rede verschlagen haben

   vor der Erhabenheit dessen

   was da geschah.

 

So kennen wir ihn, den heiligen Josef, dessen großes Fest wir heute Feiern. Er wird uns als einer geschildert, der keine großen Reden geführt hat. Das ganze Neue Testament überliefert uns kein einziges Wort aus seinem Munde. Er war wohl im besten Sinne des Wortes ein „Handwerker“, einer der praktisch Hand angelegt und gehandelt hat, in der Sorge um die Seinen.

„Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte“, so hieß es eben im Evangelium:

Josef, kein Mann der Worte, sondern ein Mann der Tat. Und noch ein zweiter Wesenszug wird in diesem kurzen Evangelienabschnitt von ihm geschildert: „Josef, … der gerecht war…“, hieß es da noch bei der Schilderung, wie er selber einfach in aller Stille gehen wollte, um Maria nicht bloßzustellen, um sie davor zu bewahren, mit ihrem ledigen Kind verstoßen zu werden. Josef, der Gerechte: Das hat nichts zu tun mit Rechthaberei oder mit Gerechtigkeit im juristischen Sinne. Es ist ein tiefer und kostbarer Wesenszug, der mit diesem kleinen Wort „gerecht“ umschrieben wird. Im biblischen Sinne meint dieses Wort „Gerechtigkeit“ fast so etwas wie „Heiligkeit“. Es beschreibt ein Leben, das im Sinne Gottes geführt wird; ein Leben das sich ganz auf Gott bezieht und darum den Dienst der Liebe leben kann. Josef tat das, als er der Weisung Gottes folgte, die er im Traum empfing.

 

Meine Lieben,

es ist sehr schade, dass das heutige Hochfest des heiligen Josef bei uns kein offizieller Feiertag mehr ist. Denn gerade angesichts unserer heutigen Welt und vielem, was in unserer Gesellschaft im Großen wie im Kleinen so vor sich geht, hätte einer, wie der heilige Josef vieles zu sagen. Wenn wir mehr Menschen hätten, die sich den heiligen Josef zum Vorbild nehmen würden, dann würde unsere Welt anders aussehen. Wir brauchen auch heute solche Menschen: nicht Menschen der großen und frommen Sprüche, sondern Menschen der zupackenden, helfenden und liebevollen Tat; Menschen, die sich nicht mit Selbstgerechtigkeit bemänteln, sondern Gerechtigkeit Gottes in ihrem Leben und durch ihr Leben spürbar machen. Darum will ich mit so vielen in aller Welt am heutigen Fest rufen:

Heiliger Josef – bitte für uns!

Amen.

(Foto: Simon/Pfarrbriefservice.de)

Lesen Sie auch

FRÜCHTE BRINGEN – Einladung zum 5. Sonntag der Osterzeit 2024 (B)

Es gibt so Tage, da fragt man sich, ob das alles Sinn macht, wofür man …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert